Über Andreas Gebhardt

Fast 20 Jahre reiste er als Profi- Jongleur um die ganze Welt. Dabei musste er lernen, dass Fehler unvermeidlich sind. Aber anstatt sie zu fürchten, hat er einen Weg gefunden, sie in etwas Positives zu verwandeln. Er hat sogar eine Comedy-Nummer dazu gemacht, die die Zuschauer zum Lachen bringt und sie über ihre eigenen Reaktionen auf Fehler nachdenken lässt.

Im Laufe der Zeit entwickelte er seine eigene Philosophie für den Umgang mit Fehlern. Parallel zur Arbeit auf den Kreuzfahrtschiffen studierte er Wirtschaftswissenschaften sowie Projekt- und Changemanagement. Dabei stellte er fest, dass Unternehmen vor ähnlichen Herausforderungen stehen wie der Jongleur. Zu viele Bälle in der Luft, ein Boden, der manchmal wackelt und ständig neue Aufgaben, die auf einen zukommen.

Über die Episode

Willkommen zu einer ganz besonderen Folge des CULTiTALK Podcasts! Diesmal haben wir mit Andreas Gebhardt gesprochen – vielen besser bekannt als „der Fehlerfreund“. Andreas ist ehemaliger Profi-Jongleur, der heute als Keynote Speaker Unternehmen begeistert und mit innovativen und humorvollen Impulsen ihre Fehlerkultur in Bewegung bringt. Im Gespräch mit Host Georg Wolfgang erleben wir eine facettenreiche Reise: von der Varieté-Bühne bis in die Herzen moderner Unternehmensführung, wo Fehler nicht mehr nur vermieden, sondern aktiv genutzt werden.

Von Jonglage zu Fehlerkultur: Die Transformation eines Künstlers

Andreas’ Weg begann als Jongleur auf internationalen Bühnen. Schon früh wurde ihm klar: Im Rampenlicht kann Perfektion zum Fluch werden, denn Fehler gehören einfach dazu. Anstatt diese zu verstecken, machte er sie zum Teil seiner Kunst. Er entwickelte eine Comedy-Nummer rund um missglückte Jonglage, bei der er das Publikum in den Umgang mit Fehlern einbezog und dessen Reaktionen beobachtete – von Tuscheln bis beschämtem Wegsehen. Daraus formte er, angeregt durch die Dynamik im Publikum, einen neuen Zugang zum Thema „Fehler“ und begann, seine Erfahrungen und Metaphern aus der Jonglage als Impulsgeber in Unternehmen und Organisationen einzubringen.

Er beschreibt, wie unterschiedlich die Erwartungshaltung in verschiedenen Kontexten ist: Während ein Fehler im Varieté mit Humor und Wohlwollen begegnet wird, sieht das im Operationssaal ganz anders aus. Diese Kontextabhängigkeit ist auch im Unternehmensalltag spürbar. Der Anspruch an Perfektion ist hoch – doch menschliche Fehlertoleranz variiert je nach Verantwortung, Rolle und Situation.

Warum Fehlerkultur essentiell ist

Im Gespräch mit Georg wird schnell klar, wie vielschichtig Fehlerkultur ist. Sie beeinflusst fast alle Aspekte moderner Unternehmenskultur: Vertrauen, Innovation, Lernbereitschaft, Eigenverantwortung und (nicht zuletzt) den Erfolg von Change-Prozessen. Andreas erklärt, dass Fehler wie Knotenpunkte fungieren – sie stehen für Lernchancen, für eine Unternehmung, die bereit ist zu wachsen und sich zu entwickeln. In der heutigen Welt, wo Arbeit kleinteiliger und prozessorientierter verläuft, droht häufig der Tunnelblick aufs eigene To-Do. Doch nur mit dem Blick fürs große Ganze können Unternehmen die berühmten „Wow-Momente“ für ihre Kunden schaffen.

Purpose und der Sinn hinter Fehlern

Georg bringt den „Purpose“-Begriff ins Spiel, der in Firmen seit Jahren zirkuliert – oft, wie er meint, missverstanden. Statt nur den übergeordneten Unternehmenszweck zu fokussieren, geht es auch darum, den individuellen Beitrag jedes Einzelnen zu erkennen: Welchen Sinn hat meine Arbeit für das Ganze?

Hier knüpft Andreas direkt an: Gerade im Umgang mit Fehlern ist es entscheidend, diesen Reflexionsmoment zu nutzen. Statt sich von Schuldgefühlen, Scham oder Ärger leiten zu lassen, hilft der Blick auf den Purpose – eine Distanzierung vom eigenen Ego hin zur gemeinsamen Zielsetzung. So gelingt der Perspektivwechsel: Der Fehler wird entemotionalisiert und lösungsorientiert besprochen.

Fehler als Vertrauensbeweis: Offenheit, Ehrlichkeit und Entwicklung

Ein Fehler zugeben ist laut Andreas vor allem eines: ein Zeichen für Engagement und Verantwortungsübernahme. Die echte Herausforderung liegt aber darin, wie mit dem Fehler umgegangen wird – sowohl innerlich als auch im Team. Beide sind sich einig: Je früher ein Fehler offen angesprochen wird, desto besser für alle Beteiligten. Georg teilt hierzu eine persönliche Erinnerung aus seinem ersten Job – ein gelöschter Workshop, zwei Tage Zögern und eine entspannte Chefreaktion – die für ihn den Unterschied gemacht hat: Es hilft nichts, Schuld zu verteilen. Nur das frühe, offene Gespräch schafft Vertrauen und Entwicklung.

Vom Varieté zur Bühne für Unternehmenskultur: Reflexion statt Applaus

Als Keynote-Speaker sorgt Andreas im Unternehmen nicht jede Minute für Applaus, sondern provoziert vor allem eins: Nachdenklichkeit. Er schildert etwa einen Auftritt vor hunderten Nonnen und Mönchen, bei dem das Publikum absolut still war. Anfangs ein irritierendes Gefühl – doch das Feedback im Nachgang zeigte, der Impuls zum Nachdenken war angekommen.

So entsteht echte Veränderung nicht durch Checklisten, sondern durch authentische Reflexionsräume, in denen Teams über ihre Fehler- und Unternehmenskultur reden und daraus konkrete Verbesserungen ableiten können.

Die Jonglier-Metapher: Was passiert im Zusammenspiel?

Absolutes Highlight der Episode ist die Jonglier-Metapher: Andreas nimmt drei Bälle, „Frau Linke“ und „Mr. Right“ – die beiden Hände als Symbol für zwei Abteilungen. Schon kleine Abweichungen beim Werfen können zu großen Problemen werden, wenn niemand den Extraschritt geht oder die Fehler offen anspricht. Die Bälle fliegen immer weiter auseinander und schließlich fällt einer zu Boden. Was folgt? Im Unternehmen beginnt das „Fingerpointing“, Blame Culture, CC-Mails – statt einer lösungsorientierten Haltung, bei der alle am gemeinsamen Ziel arbeiten.

Das Bild zeigt: Kultur wird dort gemacht, wo Menschen sich für das größere Ganze verantwortlich fühlen, Abweichungen frühzeitig erkennen und sich gegenseitig unterstützen. Nur so kann die Verantwortung sinnvoll geteilt und nicht einfach abgeschoben werden.

Eigenverantwortung und Teamwork als Erfolgsfaktor

Wie können Unternehmen Eigenverantwortung wirklich fördern? Nicht durch reines „Macht mal!“, sondern durch Einbettung ins Unternehmensziel. Andreas und Georg betonen die Wichtigkeit, dass jede*r versteht, wofür die eigene Verantwortung gilt. Teams sind unterschiedlich, jedes muss die Fehler- und Lernkultur für sich verankern und weiterentwickeln – keine „One size fits all“-Lösung!

Die Verbindung von Impuls und nachhaltiger Veränderung

Für nachhaltige Veränderung braucht es beides: Die Inspiration – etwa durch einen Keynote-Vortrag – und die kontinuierliche Arbeit im Team. Deshalb hat Georg mit Culture Society ein Workshop-Modul entwickelt, basierend auf Andreas‘ Impulsen, sodass Teams selbstständig und skalierbar an ihrer Fehlerkultur arbeiten können. Die Metapher der Jonglage bleibt dabei die Brücke zwischen Rationalität und Lebensfreude, zwischen kognitiver Diskussion und spaßvollem Experimentierraum.

Fehlerfreundliche Kultur als tägliche Übung

Fehlerkultur ist wie Jonglieren lernen: Es braucht Wiederholung, Reflexion und den Mut, immer wieder neu zu probieren – auch wenn Bälle fallen. Andreas beschreibt treffend: Teams können Kulturentwicklung als eine „Standardbestimmung“ nutzen, herausfinden, wo sie stehen, und Schritt für Schritt besser werden. Es geht darum, sich zu trauen, frühzeitig Abweichungen und Fehler kollektiv ins Team zu bringen – ohne Vorwürfe, sondern mit Neugier.

Persönliche Einblicke: Die „fehlerhafteste“ Aufnahme des Podcasts

Ironischerweise hatte gerade diese Folge selbst eine Menge technischer Pannen (dreimal musste aufgenommen werden!). Doch echte Fehlerkultur zeigt sich im Umgang damit: Kein Fingerpointing, keine Schuldzuweisung, sondern gemeinsames Lachen und immer wieder Versuch, eine Lösung zu finden.

Der Kulturtipp von Andreas Gebhardt

Sein Culture Hack für Unternehmen und Teams: Wenn ein Fehler passiert, sprich ihn schnell, offen und proaktiv an. Je früher das passiert, desto positiver die Reaktion. Und: Wer keine Fehler macht, bleibt in der Komfortzone und entwickelt keine neuen Ideen.

Fazit: Fehler als Motor für Entwicklung

Diese Episode zeigt, wie Fehler zu Impulsgebern für Wachstum und Innovation werden können. Mit Humor, praxisnahen Metaphern und einem klaren Blick für die menschliche Seite von Organisationen inspirieren Andreas und Georg dazu, Fehler nicht als Makel, sondern als Chance zu sehen. Die Mischung aus Impuls, Reflexion und nachhaltiger Teamentwicklung ist das Erfolgsrezept für eine zukunftsfähige Unternehmenskultur.

Zum Schluss bleibt nur zu sagen: Fehler machen ist menschlich – entscheidend ist, wie wir damit umgehen. Jede*r hat die Möglichkeit, die Weichen jeden Tag neu zu stellen und Teil einer konstruktiven, mutigen und humorvollen Kultur zu sein!

Zum Weiterhören und Mitmachen:
Wer Lust auf noch mehr Impulse, Metaphern und praktische Tipps rund um Fehler, Unternehmenskultur und gemeinsame Entwicklung hat, sollte diese Folge bis zum Ende genießen – und mutig den ersten (Fehler-)Schritt im eigenen Team wagen!

Alle Links zu Andreas Gebhardt:

LinkedIn: https://www.linkedin.com/in/andreas-gebhardt/

Unternehmen: https://andreasgebhardt.de/