Über Steven Höppner
Vor über zehn Jahren startete Steven Höppner als Quereinsteiger im HR-Bereich eines großen Versicherungskonzerns. Durch kontinuierliches Engagement und fachliche Weiterentwicklung übernahm er nach einigen Jahren zunächst die Rolle des Teamleads in der Personalentwicklung und wurde später stellvertretender Abteilungsleiter. Nach mehr als einem Jahrzehnt in der Dienstleistungsbranche entschied sich Steven Höppner für einen Wechsel in den produzierenden Mittelstand, um dort neue Impulse zu setzen und seine Erfahrungen gezielt einzubringen.
Über die Episode
In dieser inspirierenden Ausgabe des CULTiTALK-Podcasts mit Georg Wolfgang und seinem Gast Steven Höppner dreht sich alles um die Unterschiede und Gemeinsamkeiten zwischen Konzernarbeit und Mittelstand. Wie leben sich HR und Führung eigentlich in zwei so unterschiedlichen Kontexten – und warum ist manchmal genau das herausfordernd und zugleich so erfüllend?
Die Folge beginnt direkt persönlich. Steven Höppner, Head of People and Organization bei der alphacaps GmbH, stellt sich vor: 37 Jahre alt, verheiratet, Patchwork-Vater von vier Kindern und mit großer Leidenschaft für Sport und Organisationstalent. Sein Weg führte ihn nach Ausbildung als Industriekaufmann zügig in den HR-Bereich eines Versicherungskonzerns. Nach Karrieresprüngen zum Teamleiter und stellvertretenden Abteilungsleiter endete die Konzernkarriere abrupt mit einem Führungswechsel – ein klassisches Beispiel, wie Lebenswege manchmal durch äußere Umstände gelenkt werden.
Im Mittelstand stieg er bei alphacaps ein, einem stark wachsenden Produzenten von Sportnahrung und Nahrungsergänzungsmitteln, die im Private Label für andere Marken gefertigt werden. Hier ist ihm der Titel egal; was zählt, ist die Wirkung seines Engagements für Menschen und Organisation.
Vom Konzern in den Mittelstand: Herausforderung & Potenzial
Georg Wolfgang fragt direkt: War der Wechsel ins mittelständische Unternehmen wirklich bewusst geplant? Die ehrlichste Antwort – nein. Es war ein plötzlicher Cut, der neue Türen öffnete. Das Ende bei der Versicherung brachte die Chance, als Personalleiter den Mittelstands-Spirit kennenzulernen.
Im Konzernumfeld, berichtet Steven Höppner, war alles durchstrukturierte, festgelegt. HR in großen Teams, klare Hierarchie, viele Gremien, oft langsame Entscheidungswege. Für Veränderungen musste man sich durch zahlreiche Ebenen und Betriebsräte arbeiten.
Was ihn reizte am Mittelstand? Der Machergeist! Die Chance, wirklich selbst etwas zu bewegen, Hand anzulegen – und zwar direkt. Die alphacaps GmbH wächst so rasant, dass zwischen Steven Höppner und seinen drei HR-Referenten rund 400 Mitarbeitende stehen, Tendenz steigend. Das bedeutet: Anpacken, alle HR-Themen selbst bespielen, Prozesse gestalten, Strukturen schaffen – und oft out of the box denken.
Wachstumsschub und Kultur: Die zentrale Herausforderung
Das Thema Hypergrowth ist ein echter Gamechanger: Innerhalb von elf Monaten hat sich die Mitarbeiterzahl von 330 auf 420 erhöht! Diese Dynamik prägt alles, von Prozessen über Strukturen bis zur Identität und Kultur des Unternehmens.
Georg Wolfgang beleuchtet die Gefahren dieses rasanten Wachstums: Spirit und Identität könnten verloren gehen, Strukturen geraten unter Druck und neue Mitarbeitende sollen nicht nur irgendwie, sondern mit dem richtigen Spirit ankommen. Die Aufgabe ist, Wachstum professionell zu gestalten, ohne die Emotionalität, Nähe und Kultur der Mittelständler aus den Augen zu verlieren.
Steven Höppner setzt hier an, indem er das Recruiting vollständig neu ausrichtet – mehr Budget, bessere Tools, höhere Qualität, gezieltere Auswahl. In der Konzernwelt war Recruiting ein Thema der Konformität; im Mittelstand wird darauf geachtet, auch Impulsgeber von außen ins Unternehmen zu holen, um Betriebsblindheit zu vermeiden und Strukturen strategisch für den nächsten Wachstumsschritt vorzubereiten.
Führung und Hierarchien: Flach vs. Skalierbar
Ein weiteres zentrales Thema ist Führung: Während im Konzern die Hierarchien häufig strikt und die Machtdistanz groß sind, lebt der Mittelstand oft vom direkten Miteinander, kurzen Wegen und persönlicher Nähe – bis zu dem Moment, wo Größe und Komplexität nach neuen Führungsstufen und Strukturen verlangen. Ab einer bestimmten Teamgröße ist es nicht mehr möglich, alle direkt zu führen; neue Teamleiterebenen sind nötig, um Ressourcen zu steuern und die operative Last zu verteilen, damit die Führung wieder strategisch arbeiten kann.
Aber: Flache Hierarchien sind kein Allheilmittel und werden oft missverstanden. Es gehe weniger um die Anzahl der Ebenen als um die tatsächliche Nähe und Machtdistanz zwischen den Mitarbeitenden und Führungskräften. Diese Balance zwischen Struktur und persönlichem Spirit herauszuarbeiten, ist eine laufende Aufgabe – und eine, die je nach Phase und Unternehmensgröße flexibel angepasst werden sollte.
Produktivität, Fake Work & Selbstorganisation
Besonders spannend ist die Reflexion von Steven Höppner zu Produktivität und „Fake Work“ – also Tätigkeiten, die eigentlich keinen echten Impact haben. Im Konzern werden oft viele Abstimmungsloops und Meeting-Schleifen durchlaufen, in denen Präsentationen und Berichte für die Führungsebene auf Kommafehler und bestimmte Begriffe redigiert werden. Die Tendenz, Beschäftigung mit Wirkung zu verwechseln, ist hoch.
Diese Kultur der Perfektion zieht sich bis zu übertriebenen Kontrollen und einem Hang zur Konformität. Jetzt im Mittelstand betrachtet Steven Höppner vieles davon als „absurden Irrsinn“ – und schätzt, wie viel schneller und direkter er Impact haben kann. Sein Credo: Nicht jedes Dokument muss perfekt sein, sondern es muss nützlich für die eigentliche Arbeit und die Menschen im Unternehmen sein.
Digitalisierung & Kommunikation: Mitarbeiter-App als Gamechanger
Ein praktisches Beispiel, wie Veränderungen schnell und wirksam umgesetzt werden können, liefert Steven Höppner durch die Einführung einer Mitarbeiter-App („Flip“) für die alphacaps GmbH. Gerade im Produktionsumfeld, in dem viele Beschäftigte keinen eigenen Rechner oder keine Firmen-E-Mail haben, war die interne Kommunikation bisher mühsam – Information per Zettel, hohe Streuverluste.
Mit der neuen App erreicht das Unternehmen über 85 % der Belegschaft direkt, egal, ob am PC oder auf dem Handy. Die Resonanz ist groß, die Nutzung hoch, ein Teil des Erfolgs basiert auf klugen „Magneten“ wie einem Geburtstagsgutschein für alle, die sich aktiv anmelden. Die App ermöglicht schnelle, attraktive Kommunikation, bindet Mitarbeitende ein, und erleichtert auch QM- und Arbeitssicherheitsthemen. Hier zeigt sich: Digitalisierung muss vor allem den Menschen und dem Unternehmen dienen, nicht Selbstzweck sein.
Persönliche Entwicklung, HR als Gestaltungsfeld & die Verantwortung für das eigene Glück
Die Folge endet mit einem sehr offenen Gespräch über Karrieren, persönliche Lernkurven und Zufriedenheit. Steven Höppner blickt zurück: Die Konzernjahre waren wertvoll, lehrreich und richtig für ihn – aber irgendwann spürte er, dass es Zeit für das nächste Level und mehr Gestaltungsspielraum war. Das Mittelstandsumfeld gibt ihm heute die Möglichkeit, nicht nur zu verwalten, sondern zu gestalten, Lösungen zu entwickeln und echten Impact zu spüren.
Es braucht dafür eine gewisse Reife und eine eigene Haltung zur Eigenverantwortung. Wer gestalten will, muss Verantwortung übernehmen und proaktiv handeln: Die Freiheit des Mittelstands ist nicht für alle das Richtige – manche brauchen mehr Sicherheit, Struktur und Vorgaben, anderen liegt die Macher-Rolle mehr. Wichtig ist, sich selbst immer wieder zu reflektieren und den eigenen Weg zu suchen – und sich auch zu erlauben, zu wechseln, wenn Unzufriedenheit zur Routine wird.
Auch Georg Wolfgang unterstreicht: Das Glück im Beruf ist eine Frage der persönlichen Verantwortung. Nicht jede Erfahrung ist komplett frei wählbar, aber die Haltung zur Gestaltung und Eigenverantwortung ist essentiell, egal ob im Konzern, Mittelstand oder Startup.
Fazit: No Bashing, sondern Perspektivenvielfalt und Mut zum Gestalten
Die Episode mit Steven Höppner zeigt, wie spannend die Rolle HR und Führung im Mittelstand sein kann – und dass es nie darum geht, zu sagen, eine Welt ist besser als die andere.
Vielmehr bietet der Mittelstand Raum für echte Impulse, unmittelbaren Impact und Schnelligkeit – gepaart mit der Notwendigkeit, Strukturen und Führung stetig anzupassen. Die persönliche Geschichte und Erfahrungen von Steven Höppner ermutigen, die eigene HR-Rolle als Gestaltungsfeld zu begreifen, selbstkritisch zu reflektieren, neue Lösungen zu etablieren und den eigenen Karriereweg selbst in die Hand zu nehmen.
Der Podcast motiviert dazu, mutig zu sein, Klarheit für die eigenen Werte und Wünsche zu gewinnen und diesen Weg immer wieder weiterzugehen. Die Themen Vielfalt, Unternehmenskultur, Transformation, Führung, Kommunikation & Digitalisierung werden gleichzeitig als Herausforderungen und als Chancen beleuchtet – und laden dazu ein, die eigene Organisation kritisch und kreativer zu gestalten.
Alle Links zu Steven Höppner:
LinkedIn: https://www.linkedin.com/in/stevenh%C3%B6ppner/
Unternehmen: https://alphacaps.de/home.html