Über Elena Hülsemann

Elena Hülsemann ist HR Business Partnerin und Koordinatorin bei ArianeGroup und verbindet strategisches Denken mit einer tiefen Leidenschaft für Digitalisierung und evidenzbasiertes Arbeiten. Mit Stationen in Bremen und Kourou hat sie unter anderem den Personalaufbau für das Ariane-6-Programm maßgeblich mitgestaltet und Transformationsprozesse innerhalb der HR-Strukturen vorangetrieben. Ihre akademische Basis in Soziologie und Sozialwissenschaften verbindet sie mit fundierten Kenntnissen in Datenanalyse und Organisationsentwicklung. Neben ihrer beruflichen Tätigkeit engagiert sie sich für neue Ansätze im HR-Management, datengetriebenes Arbeiten und interkulturelle Zusammenarbeit. International geprägt durch Aufenthalte in Australien, Kenia, Brasilien und Französisch-Guayana, bringt sie eine weltoffene Perspektive auf Menschen, Systeme und Wandel mit.

Über die Episode

Georg Wolfgang begrüßt Elena Hülsemann, HR-Business-Partnerin und Koordinatorin bei der Ariane Group. Es entsteht von Beginn an ein lockerer, wertschätzender Dialog, bei dem es letztlich nicht nur um Raketenstarts und Raumfahrt-Unternehmen geht, sondern um den Wandel der Arbeitswelt, die Rolle von HR im digitalen Zeitalter und wie Künstliche Intelligenz unsere Arbeitsplätze und Denkweisen revolutioniert.

 

Ein echtes Bremer Recht und eine beeindruckende Karriere

Elena berichtet gleich zu Beginn von ihrem Einstieg bei der Ariane Group nach ihrem Masterstudium in empirischer Sozialforschung mit Schwerpunkt quantitativer Datenanalyse – ein Detail, das ihren datenbasierten, strukturierten Zugang zur Arbeit gut widerspiegelt. Dabei beschreibt sie, wie sie durch ihre Werkstudententätigkeit bei Airbus Defence and Space ihre Leidenschaft für Raumfahrttechnologie entwickelt hat, obwohl sie eigentlich Geisteswissenschaftlerin ist. Für Elena ist der Arbeitsplatz bei der Ariane Group mehr als ein Job – sie spricht von einer enormen Faszination, die sich insbesondere bei den live erlebten Raketenstarts nochmal deutlich verstärkt.

Was macht die Ariane Group eigentlich genau?

Für diejenigen, die Ariane noch nicht kannten: Die Ariane Group ist ein Joint Venture von Airbus und Safran und hat sich dem sicheren und unabhängigen Zugang Europas zum All verschrieben. Die in Bremen teilweise gebaute Ariane 6-Rakete bringt Satelliten verschiedenster Art in den Orbit. Dabei wird die Rakete in verschiedene Phasen und Komponenten zerlegt: Booster, Unterstufe, Oberstufe. Die Oberstufe ist das „Gehirn der Rakete“ und wird am Standort Bremen gefertigt. Elena schildert eindrücklich, wie sich die Faszination der Raumfahrt vor Ort anfühlt – wenn die Luft vibriert, der Himmel plötzlich taghell ist und nach dem Licht auch die Wellen der Kraft folgen.

Arbeitnehmer von heute – zwischen Lochkarte und KI

Der Übergang ins eigentliche Thema erfolgt über einen Blick zurück und nach vorn: Elena erzählt, wie der Arbeitsplatz sich bereits grundlegend verändert hat – „es gibt ein Leben vor dem Internet und nach dem Internet, und bald eines vor KI und nach KI“, bringt sie es auf den Punkt. Sie zieht ein schönes Bild ihrer Mutter, für die Homeoffice und „always on“ vollkommen fremd sind, und gleicht das mit der eigenen Lebensrealität ab. Es wird schnell klar: Wir sind mitten in einer Übergangsphase, die vor allem durch Digitalisierung, mobile Endgeräte und jetzt die rasante Entwicklung Künstlicher Intelligenz gekennzeichnet ist.

Viele Unternehmen, so Elena und Georg im Dialog, kämpfen aktuell noch mit Basics: unzureichende Datenstrukturen, zu viele parallele Tools, fehlende Standardisierung. Während einzelne Teams oder Bereiche innerhalb von Firmen schon sehr digital sind (z.B. IT, Data Science), hängen viele andere noch im täglichen Excel- und E-Mail-Overload fest. KI ist bereits da, doch in den meisten Unternehmen braucht es zunächst das Aufräumen der Grundlagen.

Warum nicht die KI für’s Aufräumen nutzen?

Elena teilt eine smarte Alltagserfahrung: Statt sich händisch eine neue Desktop-Ordnerstruktur zu erarbeiten, ließ sie sich von einer KI die passende Organisation vorschlagen. Ihr Credo: Warum zwei Schritte zurück zum manuellen Aufräumen machen, wenn KI auch „zwei Schritte rückwärtsgehen“ und helfen kann? Die Offenheit, Verantwortung an KI abzugeben, bleibt Teil einer neuen Arbeitskultur – aber eben nur soweit, wie der Mensch es sinnvoll steuert.

Unterschiedliche Geschwindigkeiten im Unternehmen – und wie wir sie „aushalten“ sollten

Eine zentrale Erkenntnis des Gesprächs: Die Transformation verläuft nicht überall gleich schnell. Während einige Kolleg:innen privat wie beruflich schon versiert mit KI und digitalen Tools hantieren, stehen andere noch ganz am Anfang. Gerade HR hat als Schnittstelle zwischen Mitarbeitenden und Unternehmensleitung eine besondere Rolle. Beide, Elena und Georg, betonen: Digitale Kompetenzen dürfen nicht nur am Wissen einiger weniger Abteilungen hängen, sondern müssen als Basiskompetenz und mittels gezielter Förderung im gesamten Unternehmen wachsen.

Praktische Tipps von Elena: Kolleg:innen an der Kaffeemaschine von den ganz banalen Vorteilen (Reiseplanung mit ChatGPT statt stundenlangem Suchen) erzählen – und damit Ängste nehmen. Und: Unternehmen sollten nicht „alles digitalisieren, was geht“, sondern gezielt anhand von Business Cases und ROI-Potenzialen entscheiden.

HR als Schlüsselakteur in der Transformation

Ein Fokus der Folge ist die HR-Perspektive: Viele glauben, HR gehöre zu den Nachzüglern bei Digitalisierung und KI. Elena widerspricht, betont die Schlüsselrolle von HR in Change-Prozessen und sieht großes Potential darin, Routineaufgaben zu automatisieren. Das spare Zeit für qualitative (zwischenmenschliche) Arbeit. Sie verweist auf internationale Beispiele, wo KI Payroll-Prozesse von mehreren Tagen Aufwand auf eine Stunde reduziert hat – das Ziel ist aber nicht Entlassung, sondern Aufwertung menschlicher Arbeit.

Tool-Flut ≠ Transformation – worauf kommt es an?

Ein weiteres, immer wiederkehrendes Thema der Episode ist der kritische Blick auf Tools. Georg und Elena diskutieren die mit Corona ausgelöste Tool-Schlacht – von neuen Umfragetools bis zu Kollaborationsplattformen. Nicht jedes neue Tool bringt Fortschritt. Entscheidend ist, ob es wirklich genutzt wird, ob es intuitiv und anschlussfähig ist – und ob der Bedarf überhaupt sinnvoll adressiert wird. Ein „blinder Aktionismus“, so sind sich beide einig, bringt gar nichts. Im Zweifel ist weniger mehr: Erst überprüfen, was es schon gibt; schauen, was davon wirklich Nutzen bringt; dann gezielt erweitern – und konsequent evaluieren.

Dies erfordert eine Kombination aus Toolset, Skillset und Mindset – wobei gerade das Mindset (Haltung, echte Offenheit, Fehlerkultur, Sinn für Kollaboration) in vielen Firmen noch zu kurz kommt.

Beteiligung, echte Veränderung und Führung

Was bringt eine Mitarbeiterbefragung, wenn keine Maßnahmen abgeleitet werden, die Teilnahme eher Pflichtübung ist und die Befragten Jahr für Jahr keine Wirkung spüren? Georg plädiert leidenschaftlich für eine Haltung, die Kollaboration nicht nur als Tool-Bereitstellung, sondern als echtes Miteinander versteht. Der Impact entsteht erst, wenn Mitarbeitende mitgenommen, beteiligt und deren Eigenverantwortung betont wird.

Führung wird in diesem Zusammenhang neu gedacht: Es braucht Führungskräfte, die wirkungsvoll übersetzen, warum bestimmte Tools und Prozesse eingeführt werden, die Routinen schaffen und individuelles Empowerment fördern. Gleichzeitig müssen sie ambivalenten Wandel aushalten – denn jeder Mitarbeitende tickt unterschiedlich digitalaffin. Elena empfiehlt Tandems und Peer-Learning, um die unterschiedlichen Erfahrungen fruchtbar zu machen.

Vom blinden Tool-Einführen zur beziehungsorientieren Digitalisierung

Die Diskussion kreist mehrfach um die Problematik, bestehende Tools und Prozesse nicht regelmäßig zu evaluieren, irrelevante Tools mitzuführen und dabei die eigentlichen Potenziale zu verschenken. Das Ziel muss sein, Digitalisierung an den echten Bedürfnissen und Chancen auszurichten. Wie Elena augenzwinkernd sagt: „Ich will kein neues Tool mehr nur wegen des gratis Eises, das es dazu gerade gibt.“

Datenbasierte Entscheidungen und wissenschaftliche Herangehensweise (Fragen sauber stellen, KPIs kritisch auswählen, valide Ergebnisse evaluieren und dann transferieren) sind für beide der einzig nachhaltige Weg. Wichtig: Mitarbeiter:innen müssen so qualifiziert sein, dass sie mit Tools und Daten auch wirklich vernünftig umgehen können.

Die Zukunft von HR – Agent, Übersetzer und Vernetzer

Am Ende ergibt sich ein Bild von HR als „smarter Agent“: Auf der einen Seite versteht HR die Tools, auf der anderen Seite die Menschen. HR orchestriert die Transformation – von den Führungskräften bis tief in die Teams hinein. Sie ist dabei zentrale/r Community Manager:in, Übersetzer:in, Unterstützer:in und Change Maker:in.

Elena schließt mit einer positiven Vision: Sie freut sich darauf, ihren Beitrag zu leisten – und träumt davon, dass vielleicht eines Tages ihre Kinder im Podcast sitzen und über die nächste Evolutionsstufe des Arbeitsplatzes sprechen werden.

Diese CULTiTALK-Episode bietet eine einzigartige Mischung aus Alltagsbeispielen, wissenschaftlicher Reflexion und praktischen Tipps. Die Transformation der Arbeitswelt ist kein Selbstläufer, sondern fordert kritisches Hinterfragen, Dialog und die Bereitschaft, bestehende Routinen (und Tools!) immer wieder auf den Prüfstand zu stellen. Gerade HR kann und sollte zentrale Treiberin in diesem Prozess sein, wenn sie mutig, datenorientiert und menschenzentriert agiert.

Wer wissen möchte, wie echte Rocket Science und Arbeitsplatz der Zukunft zusammengehen, warum wir gerade an einer „epochalen Schwelle“ stehen und wie man mit Humor, Datenliebe und Leadership Digitales umsetzt – sollte diese Folge gehört haben.

Alle Links zu Elena Hülsemann:

LinkedIn: https: //www.linkedin.com/in/elena-h-36a7bb198/

Unternehmen: http://www.ariane.group