Über Stella Boda
Stella beschäftigt sich leidenschaftlich mit allem, was mit Bild, Bewegtbild, Ton und Text zu tun hat – von Fotografie über Videoproduktion und Podcasts bis hin zur Kommunikation im Social-Media-Bereich. Sie kommt ebenfalls aus der Werbung und dem Grafikdesign.
In den vergangenen Jahren haben sie unterschiedliche Wege geprägt, die sie als äußerst wertvoll und bereichernd empfindet. Sie bleibt am Puls der Zeit und fühlt sich heute sowohl in der Unternehmenskultur, wo es um ein optimales Miteinander geht, als auch in der Kommunikation, in der sie Unternehmen bestmöglich repräsentiert, sowie im kreativen Arbeiten gleichermaßen zuhause.
Stella unterstützt verschiedene Auftraggebende aus unterschiedlichsten Branchen bei ihren Social-Media-Auftritten. Kommunikation ist ihre Stärke – persönlich und nah, aber ebenso digital, in Wort und Bild.
Über die Episode
In dieser CULTiTALK-Folge treffen sich Georg Wolfgang und Stella Boda zum ehrlichen, intensiven Gespräch über Fokus, persönliche Entwicklung, Kunst und einen bewussteren Umgang mit Geschwindigkeit und Erwartungen in unserer Zeit.
Der Anlass: Stellas Ausstellung „Blurred Focus“
Die Folge beginnt mit einer herzlichen Begrüßung, bei der Georg Wolfgang direkt klarstellt, dass es sich um eine ganz besondere Ausgabe des Podcasts handelt – schließlich ist mit Stella Boda einer der sonst eher im Hintergrund agierenden Menschen zu Gast: Sie ist Teil des Teams, organisiert die GästInnen, plant mit und übernimmt die komplette Postproduktion aller Folgen. Da sie auch die einzige Person ist, die wirklich jede Folge gehört hat (von kleinen Ausnahmen abgesehen), kennt sie den Podcast in- und auswendig.
Der Anlass für das Gespräch ist Stellas neues Projekt: Die Ausstellung „Blurred Focus“ in Wien, begleitet von einem Buch, für das unter anderem Georg Wolfgang einen Gastbeitrag verfasst hat. Die Ausstellung präsentiert Fotografien mit Langzeitbelichtungen – eine bewusste künstlerische Entscheidung, die sich auf Stellas Lebensweg, ihre Rolle als Fotografin und ihre Reflexionen über das Thema Fokus insgesamt bezieht.
Wer ist Stella Boda? – Über Umwege zum Fokus
Stella beschreibt ihren Werdegang als eine Reise voller Umwege und Stationen: Sie ist gelernte Fotografin, hat analog angefangen, diverse Nebenjobs bestritten, eine Werbekauffrau-Ausbildung abgeschlossen, sich selbstständig gemacht, war handwerklich aktiv beim Aus- und Umbau von Wohnwägen und erschuf so auch schon andere Buchprojekte (Umbauprojekte für den Caravan, 2023). Später stieß sie zu Culturizer und übernahm unter anderem den CULTiTALK. Die Konstante in ihrem Leben: Neugier, Flexibilität, die Bereitschaft, sich treiben zu lassen – ohne klassischen, eng gefassten Fokus.
Das zentrale Thema ihrer aktuellen Ausstellung ist deshalb auch „Fokus“. Sie verweist auf ihre jahrelange Erfahrung, keinen eindeutigen Fokus zu haben, sondern sich treiben zu lassen und im Flow zu bleiben. Die Arbeit an „Blurred Focus“ ist für sie einerseits Aufarbeitung ihres eigenen Erlebens; andererseits eine Einladung, das Konzept von Fokus und Unschärfe auch als Metapher für die eigene Wahrnehmung, das Leben und unsere Zeit zu begreifen.
Die Kraft der Unschärfe – Über Bilder, Psychologie und Assoziationen
Das Gespräch taucht tief in künstlerische Fragen ein: Was machen unscharfe Bilder mit uns, wie reagieren wir darauf und was passiert in uns, wenn etwas nicht eindeutig erkennbar ist? Stella Boda beschreibt, wie sie als Fotografin mit Doppel- und Langzeitbelichtung experimentiert hat, um „Bewegung, Vergänglichkeit, Träume und Erinnerungen“ sichtbar zu machen. Für sie sind es die melancholischen, flüchtigen, teils nicht perfekten Motive, die ihre Arbeit im künstlerischen Bereich prägen.
Dabei spielt die Psychologie für sie eine zentrale Rolle: Ein unscharfes Bild bietet große Projektionsflächen – jede:r Betrachtende bringt eigene Erinnerungen, Gefühle und Erfahrungen mit und sieht etwas anderes. Das ist manchmal für die Künstlerin zwar augenzwinkernd „enttäuschend“, weil sie sich wünscht, dass sie das transportieren kann, was sie beim Fotografieren erlebt hat. Gleichzeitig erkennt sie darin das große Potenzial: Kunst wird zum Reflexionsraum, in dem jede:r Betrachtende einen eigenen Zugang findet.
Auch in der Ausstellung und dem begleitenden Buch ist das spürbar: Neben ihren Gedanken zu Fokus und Unschärfe finden sich dazu Beiträge aus ihrem Umfeld. Jede:r interpretiert das Thema ein wenig anders – und genau das macht es für Stella so spannend, vielschichtig und offen.
Fokus als Lebenskunst – Über persönliche Erfahrungen und gesellschaftlichen Kontext
Im weiteren Verlauf öffnet sich das Gespräch deutlich über den künstlerischen Ansatz hinaus: Georg Wolfgang und Stella Boda diskutieren, wie das Thema Fokus nicht nur im individuellen, sondern auch im gesellschaftlichen und unternehmerischen Kontext enorme Bedeutung hat.
Georg Wolfgang stellt die These auf, dass „Fokus einer der größten Hebel für Produktivität, mentale und physische Gesundheit“ ist – sowohl für Einzelne als auch für Gemeinschaften oder Unternehmen. Gleichzeitig ist es ein rares Gut in einer Welt, die geprägt ist von Ablenkung, Überforderung, ständigem Wechsel zwischen Aufgaben und Anforderungen. Die beiden führen den Gedanken weiter: Fokus ist eine innere Entscheidung, aber die Rahmenbedingungen – Arbeit, Familie, Gesellschaft – machen es oft schwer, ihn zu halten.
Der Dialog ist dabei ehrlich und selbstkritisch: Es wird thematisiert, wie schwer es fällt, nicht im „Task-Switching“ zu verharren und sich nicht dauernd durch To-Do-Listen, Erwartungen oder Erziehungsideale treiben zu lassen. Sie sprechen auch offensiv über das Gefühl, manchmal nicht aus Verpflichtungen „rauszukönnen“ – und dass dennoch jede Situation immer auch eine persönliche Entscheidung ist. Hier berichtet Georg Wolfgang sehr offen von seiner eigenen Situation als Vater einer pflegebedürftigen Tochter und wie ihm die bewusste Fokussierung hilft, in Ausnahmesituationen nicht zu verzweifeln, sondern die eigene Entscheidung zu reflektieren, Verantwortung zu übernehmen und trotzdem handlungsfähig zu bleiben.
Zwischen Eigenverantwortung und System: Wer darf entscheiden?
Spannend wird es besonders, wenn die beiden das Thema Fokus aus der individuellen Ebene heraus auf den gesellschaftlichen und organisationalen Kontext übertragen.
Georg Wolfgang betont, wie wichtig es ist, zwischen Eigenverantwortung und systemischer Verantwortung zu unterscheiden. Es reicht nicht, wenn Unternehmen oder politische Akteure die Lösung nur an den Einzelnen delegieren („Du musst Dich halt besser fokussieren“), sondern sie sind gefordert, auch die Rahmenbedingungen so zu gestalten, dass gesunder, nachhaltiger Fokus überhaupt möglich ist. Hier fallen Beispiele wie der Trend, Wohlfühlkultur in Unternehmen zurückzudrehen und eine rein leistungsorientierte Haltung zu fordern. Das hält er (mit Nachdruck) für einen Denkfehler: Innovation und Leistung wachsen aus wirklich produktiven, sinnvollen und auf Vertrauen basierenden Systemen, nicht aus sturem „Höher, schneller, weiter“.
Stella Boda beobachtet auf allen gesellschaftlichen Ebenen eine starke Rückentwicklung: Nach Phasen von Achtsamkeit, Entschleunigung und bewussterem Leben (beispielsweise in der Pandemie) falle man schnell wieder in alte Muster zurück – der Mensch sei eben so und das Streben nach vorne werde abgelöst von einer Welle der Rückkehr ins Getriebensein, bis etwas völlig Neues kommen müsse.
Beide sind sich jedoch einig: Die Chance liegt im bewussten Abstandnehmen, Innehalten, Priorisieren und dem Mut, für sich Räume des Fokus zu schaffen – auch gegen den Strom. Oft sind es gerade die kleinen, individuellen Entscheidungen im Alltag (Zeichnen, Notizen machen, das eigene Chaos organisieren), die am Ende den Unterschied machen.
Von der Zauberei der Manifestation – Fokus im Alltag
Stella lüftet in einem persönlichen Moment das Geheimnis ihrer Produktivität: Immer wenn sie einen bestimmten Wunsch oder ein Ziel „ins Zentrum ihres Interesses stellt“, ihre Gedanken bewusst darauf ausrichtet und sich regelmäßig damit beschäftigt, verwandelt sich der Wunsch oft in Realität. Sie betont, dass dahinter kein Hokuspokus steckt, sondern die Konzentration der eigenen Energie und Ressourcen – ein pragmatischer Zugang zur „Manifestation“, wie sie sagt, bei dem der bewusste Fokus auf das Ziel im Alltag handlungsleitend wird.
Dieser Gedanke schwingt durch die ganze Folge: Wir sind meist nicht die Opfer unserer Umstände, sondern können – innerhalb des eigenen Einflussbereichs – selbst gestalten und Prioritäten setzen. Das erfordert Übung, Reflexion und manchmal die bewusste Entscheidung, sich gegen den Sog von außen zu stellen.
Die Rolle der Erfahrung: Reife durch Scheitern und Lernen
Im Laufe des Gesprächs beleuchten Georg Wolfgang und Stella Boda auch die Entwicklungsperspektive: Was früher entweder als Scheitern, als zu viel Schwanken oder als „Mangel an Fokus“ betrachtet wurde, zeigt sich im Rückblick oft als notwendige Lernphase. Die Reife und innere Gelassenheit, mit eigenen Grenzen friedlich umzugehen und pragmatische Prioritäten zu setzen, kommt mit der Zeit, durch Fehler, Erfahrungen und den bewussten Umgang mit Erwartungen.
Sie nehmen auch Bezug auf jüngere Generationen: Es sei ganz normal, in jungen Jahren viel über Vergangenheit, Sinn und Identität nachzudenken, nur könne man aus der eigenen Erfahrung als Ältere die Erkenntnisse weitergeben – in der Hoffnung, so manches Leid abzukürzen, auch wenn jeder seinen eigenen Weg gehen muss.
Fokus, Gesellschaft und Unternehmenskultur
Gegen Ende wird das Gespräch noch einmal grundsätzlich, wenn es darum geht, was Unternehmen und Gesellschaften tun können, damit Menschen guten Fokus leben können, ohne auszubrennen oder in Selbstaufgabe zu enden. Es wird eine Parallele gezogen zwischen individuellen Entscheidungen und der Verantwortung für Systeme und Kontexte, in denen diese Entscheidungen gefällt werden: Unternehmen, Führungskräfte, politische Entscheider sind gefordert, den „Raum für echte Selbstwirksamkeit“ aktiv zu gestalten. Die Gleichzeitigkeit, dass man selbst im Rahmen seiner Möglichkeiten immer entscheiden und gestalten kann, bleibt bestehen – aber die Rahmenbedingungen dürfen nicht auf Kosten der Einzelnen immer schlechter werden.
Fazit & Shoutout zur Ausstellung
Zum Abschluss zieht Stella Boda ein sehr persönliches, positives Fazit: Konzentration auf das Positive, bewusste Fokussierung und das Einlassen auf das, was wirklich zählt, führen dazu, dass Gutes im eigenen Leben passiert. Das sei keine Zauberei, sondern eine Haltung und tägliche Übung.
- Fokus ist sowohl Technik als auch Lebenskunst und gesellschaftliche Herausforderung.
- Die Suche nach Fokus ist individuell, aber zeitgeistig und trifft den Nerv der Zeit.
- Nicht alles lässt sich kontrollieren – aber der eigene Umgang damit hat große Wirkung.
- Die Verantwortung liegt bei jedem Einzelnen, wird aber von Systemen massiv beeinflusst.
- Reflexion, Innehalten, bewusste Entscheidungen und Akzeptanz von Unschärfe sind der Schlüssel für einen gesünderen und erfüllteren (Arbeits-)Alltag.
- Kunst kann dabei ein Katalysator und Spiegel unseres Zeitgeistes sein.
Ein inspirierendes, offenes und sehr persönliches Gespräch, das Mut macht, im eigenen Leben wie im Gesellschaftlichen den Fokus immer wieder neu zu hinterfragen – und auch Unschärfe als Teil der Erfahrung wertzuschätzen.
Alle Links zu Stella Boda:
LinkedIn: https://www.linkedin.com/in/stella-boda/
Unternehmen: stellaboda.com
Instagram: stella.boda & stellaboda_artwork (Hier gibt es ein paar Motive aus der Ausstellung BLURRED FOCUS zu sehen)